Lürbker Heimatkrippe

"Westfälische Krippenlandschaft"

Lürbke, Weihnachten 2017 - "Predigt zur Lürbker Heimatkrippe in der St. Hubertus Kapelle in Lürbke" Pastor Alwin Linnenbrink

 

Lürbke, Weihnachten 2017

Pastor Alwin Linnenbrink

„Predigt zur Lürbker Heimatkrippe in der St. Hubertus Kapelle“

Pfarrer i. R. Alwin Linnenbrink

Liebe Christen!

In der christlichen Geschichte gab es schon früh das Bedürfnis, die biblischen Personen auch darzustellen. Dadurch wurde es anschaulicher als wenn es nur vorgelesen wurde. Dies geht uns ja bis zum heutigen Tage so. Es entstanden biblische Bilder und biblische Figuren; Und wie war es in Bethlehem?

Die erste Krippendarstellung geht auf den heiligen Franz von Assisi zurück. Man weiß genau, wann es gewesen ist, nämlich im Jahre 1223. Es gab einen Biografen, der das Leben von Franz genau aufgeschrieben und dieses Datum vermerkt hat. Es war damals in einem ganz kleinen Dorf in Umbrien namens Greccio. Franziskus hatte nicht etwa Figuren geschnitzt, um sie dann aufzustellen, sondern Franziskus lud die Hirten mit ihren Schafen aus dieser Gegend ein. Ich weiß jetzt nicht so genau, ob es am Heiligabend oder am Weihnachtsmorgen war.

Franziskus hatte vorher von einem jungen Paar aus Greccio  erfahren, welches gerade ein Kind bekommen hatte.  Er lud sie zur Feier des Weihnachtsfestes ein und sagte ihnen „Bringt Euer Kind mit. Ihr seid Maria und Josef und das Kind ist das Jesuskind. Legt es jetzt in diese Krippe“. Dann fing Franz an zu predigen und er machte den Leuten klar:  Es geht nicht darum,  was damals in Betlehem passiert ist,  sondern es geht darum, dass Jesus der Retter jetzt hierher zu Euch kommt : „Ihr seid die lebendige Krippe, Ihr seid die lebendigen Hirten und lebendigen Schafe.“

Das war die erste Krippe.

Ich möchte heute von einer Krippe sprechen, die hier in der Lürbke steht. Nicht von dieser Krippe hier in der Kapelle, sondern ich möchte von der Krippe sprechen, die im Hause Ostermann zu sehen ist. Die allermeisten von Ihnen kennen sie wahrscheinlich schon in- und auswendig. Wer sie noch nicht gesehen hat, dem möchte ich herzlich empfehlen, sie sich anzusehen. Da wird noch mehr erzählt, als das was damals in Betlehem geschehen ist. Zum Beispiel wird dargestellt, dass in der früheren Wirtschaft „ Waldschlösschen“  Maria und Josef ankommen, Herberge suchen und dort abgewiesen werden. Jesus wird in einer Scheune geboren. Auf dem Feld, um die Scheune herum, sind die Hirten unterschiedlichster Art mit den Schafen und sonstigen Tieren dargestellt. Ebenso Engel, die den Hirten den Hinweis auf den neu geborenen Retter der Welt geben sowie andere, die das Lob Gottes singen. Im  Hintergrund, zwischen der alten Schule und der alten Mühle, sieht man schon die Heiligen Drei Könige mit ihrem ganzen Gefolge und Gepränge herankommen. Noch weiter hinten am Bieberhof machen sich Maria und Josef mit Ihrem Kind zur Flucht nach Ägypten bereit. Das alles und noch viel mehr kann man in dieser großen Krippendarstellung sehen. Auch das Elternhaus von Herrn Ostermann mit der damaligen Poststation ist zu sehen. Wieviel Aufwand, wieviel Kosten, wieviel Kenntnisse von dieser Gegend waren wohl nötig, wieviel Heimatliebe und wieviel Liebe zu dieser biblischen Weihnachtsgeschichte steckt hinter diesem Krippenbau, der sich ja immer wieder nicht nur wiederholt, sondern weiter ausgestaltet und verändert wird. Als ich mir diese Krippe noch mal wieder angesehen habe und ein langes Gespräch mit Herrn Ostermann hatte, hat er sein Anliegen auf den Punkt gebracht; nämlich das Krippengeschehen spielt sich hier in unserem Dorf ab. Jesu Geburt in der Lürbke um das Jahr 1950. Also noch einmal meine Empfehlung, sich diese Krippe zum ersten oder zum wiederholten Male anzusehen.

Aber liebe Christen, ich wollte mit dieser Predigt jetzt nicht nur eine Werbung für diese Krippe machen. Ich möchte Sie einladen, noch zwei Schritte weiter zu gehen. Erstens möchte ich Sie einladen, dass Sie von der Krippe in der Lürbke im Jahre 1950 zu der Krippe in der Lürbke im Jahre 2017 kommen. Da hat sich inzwischen vieles verändert. Viele der alten Häuser von damals gibt es nicht mehr. Dafür gibt es neue Häuser. Statt der Pferde und der Wagen gibt es heutzutage Autos, Trecker und Mähdrescher. Auch das kleine Dorf Lürbke ist längst weltweit im Internet vernetzt. Das alles hat auch die Menschen verändert – deswegen die Frage: „Kann Jesus denn auch heute noch hier geboren werden oder bleibt es bei der Erinnerung – „So war das damals?“ Das ist der erste Schritt, um von der Vergangenheit in die Gegenwart zu kommen. Wenn wir noch einen Schritt weitergehen liebe Christen: Der schlesische Dichter Angelus Silesius, der mit bürgerlichem Namen Johannes Scheffler hieß, weil er aus Schlesien stammte, hat diesen Beinamen erhalten und ist heute auch darunter bekannt. Er hatte das Wort geprägt : Wäre Jesus tausendmal in Bethlehem geboren aber nicht in Dir, bleibst Du ewiglich verloren. Das heißt, alles Reden und Betrachten von Bildern und von Geschichten von der Geburt Jesu damals – ob es 1950 in der Lürbke oder im Jahre Null in Bethlehem war - hilft alles nichts, wenn er nicht in Dir geboren wird.

 In Dir, in Ihnen, in Euch liebe Kinder soll Jesus geboren werden. In Ihnen soll Jesus wachsen, größer werden, bestimmender werden. Jeder von Ihnen soll Jesus formen, Ihr Denken und Ihr Handeln soll Jesus bestimmen. Sonst, so will Angelus Silesius wohl sagen, sonst wirst Du Dich nicht ändern und in der Welt wird sich auch nichts ändern. Aber liebe Christen, ich denke, mit dieser Krippe in der Lürbke sind Sie jedenfalls schon ganz nah dran. 

Menden-Lürbke, den 25. Dezember 2017