Lürbker Heimatkrippe

"Westfälische Krippenlandschaft"

       



"Schön war die Zeit" 
"Damit das Erlebte nicht vergessen wird"
 Rückblick in die Heimatgeschichte  aus 
Menden- Lendringsen- Lürbke,
mit Darstellung der Geschehnisse um Christi Geburt.


Krippenbilder, Geschichten u. Gedichte

Lürbke.  Wenn wir in unseren Dörfern in die Vergangenheit zurückblicken wollen, fehlen uns oft die Zeugnisse. Darum habe ich mich im Jahre 2010 entschlossen, die Lürbker Dorfgeschichte als Modellbaulandschaft 1:20  zu zeigen, wie sie einmal war. Die Dorflandschaft mit den von mir dargestellten Gebäuden, Berufen, dem Leben der Menschen zeigt die Geschichte des Dorfes von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1152 bis Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und die Geschehen um Jesu Geburt. 

Diese Bilderserie und Geschichten ersetzen keinesfalls das Erlebnis, eines persönlichen Besuches, am Krippenfenster, oder im Innenraum der Krippe.

Nur der Besuch im Innenraum bietet 100% Krippenerlebns.

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Blick durch das Krippenfenster.

Unterhalb der großen Bilder auf dieser Seite befindet sich eine Bilderserie.

Blick durch das Krippenfenster auf die Lürbker Heimatkrippe Die neu gestaltete Krippenlandschaft 2020.


Die Krippe ist aufgebaut Seit 25 Jahren erstellt der Krippenbauer Ulrich Ostermann hinter dem großen Garagenfenster eine Krippenlandschaft. Seit 13 Jahren arbeitet er an der "Lürbker Heimatkrippe" . Westfälische Krippenlandschaft. (Archiv)


Am 6. Januar sind die Heiligen Drei Könige an der Krippe angekommen -

 Bilder auch in der Galerie s. unten.

Am 6. Januar wurden die Heiligen Drei Könige aufgestellt. Besondere Geschenke mitgebracht. Gold - Weihrauchharz und Myrrhe.


Bilderserie der Krippenlandschaft 2022

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Lürbker Geschichten und Gedichte

-Viele Foto Dokumentationen mit Darstellungen aus der Lürbker Heimatkrippe.-

 Lürbker Schulgeschichte 1948 - der neue Ball

An dieser Stelle erzähle ich Ihnen eine wahre Begebenheit aus der Lürbker Schulgeschichte kurz nach dem 2. Weltkrieg, die an Dramatik kaum zu überbieten ist.

Diese Anekdote berichtet über einen heute über 80 jährigen ehemaligen Lürbker Schüler Ernst-Ludwig Schäfer, der im Frühjahr 1948 – einige Wochen vor der Währungsreform als Held gefeiert wurde, als er mit einem nagelneuen echten Lederfußball morgens in die Schule kam. Allein der Anblick des Lederballs ließ die Herzen der Kinder damals höher schlagen, denn von so einem Geschenk des Himmels hätte damals kein Lürbker Schulkind  zu Träumen vermocht, da zum Fußballspielen allenfalls seit Jahren nur zusammengenähte Lumpen als Ballersatz dienten.               

Ernst Ludwig damals 9 Jahre, hatte am Tag zuvor diesen Ball von seinem Onkel Karl, der aus Köln zu Besuch in der Lürbke weilte, geschenkt bekommen. Den neuen Ball hatte dieser in Köln auf dem Schwarzmarkt im Tauschhandel erworben um seinem Neffen Ernst-Ludwig beim Besuch eine besondere Freude zu machen, was ihm natürlich auch gelungen war.

Sehnsüchtig erwarteten die Schüler an diesem Frühlingstag die große Pause um mit dem neuen Lederfußball auf dem Schulhof Fußball zu spielen. Doch mit dem Aufruf Pause durch den damaligen Lehrer Karl Hunger näherte sich ein an Dramatik kaum zu überbietender Moment für Ernst-Ludwig und die anderen Lürbker Schulkinder.

Der Schüler Ernst Ludwig Schäfer mit dem neuen Ball 1948 auf dem Schulhof der Lürbker Schule. Ernst Ludwig mit dem neuen Lederball 1948 auf dem Schulhof.

Die Mannschaften waren schnell gewählt und das Erlebnis mit dem neuen Ball war nur wenige Minuten alt, als Ernst-Ludwig selbst eine Flanke in Richtung gegnerischem Tor –welches in Richtung der Lürbker Straße stand schoss.

Jetzt nahm das Schicksal seinen Lauf, der Ball flog knapp über das Tor auf die in diesem Bereich abschüssige Lürbker Straße und rollte den Berg hinab. Die Straße war in den Jahren der Nachkriegszeit nur wenig befahren und Lastwagen fuhren nur 2-3 am Tage durch die Lürbke.

Aber ausgerechnet in diesem Moment, als der Ball unter den Augen der Schulkinder die Dorfstraße hinunter rollte, kam ein Langholztransporter aus Richtung Holzen kommend die Lürbker Straße hinauf und bewegte sich unmittelbar auf den Ball zu und zerquetschte diesen mit den doppelt bereiften Hinterrädern. Nur noch ein plattgefahrener  Lederfetzen blieb auf der Straße zurück.

Blankes Entsetzen, traurige Blicke und ein Tränenmeer hatte diese Tragödie unter den Schulkindern und vor allem bei dem Besitzer des Balles Ernst-Ludwig ausgelöst.

Mit gesenkten Köpfen kehrten die Kinder auf ihre Schulbänke zurück. Doch die Erinnerung an diesen Moment der Zerstörung eines Traumes hat die Kinder der Lürbker Schule damals noch lange Zeit begleitet und ist in den Köpfen der Zeitzeugen bis heute  verankert geblieben. An eine Wiedergutmachung durch den Kauf eines neuen Fußballs für Ernst-Ludwig war in der damaligen Zeit – selbst nach der Währungsreform wegen fehlender finanzieller Möglichkeiten für die Lürbker Schüler nicht zu denken.

Doch die Lürbker hatten sich zum letzten Schülertreffen im September 2018 vorgenommen, wenn Ernst-Ludwig sich anmeldet, werden wir ihm jetzt genau nach 70 Jahren den Verlust des Lederfußballs aus dem Jahre 1948 wieder gut machen.

Ernst Ludwig Schäfer Beim Schülertreffen im September 2018 übergaben die Lürbker Ernst Ludwig einen neuen Lederball.



So hatten die Lürbker extra eine Neuauflage des Lederballs, wie er in den Nachkriegsjahren hergestellt wurde besorgt und an Ernst-Ludwig unter sichtlicher Rührung und großem Applaus der ehemaligen Lürbker Schülerinnen und Schüler übergeben.







Lürbker Schulgeschichte von 1910 - erst sprachen I-Männchen nur Plattdeutsch

Eine mündlich überlieferte Geschichte aus dem Lürbker Schulalltag vor über 100 Jahren. Zu dieser Zeit sprachen die Kinder bei der Einschulung vor allem auf den Dörfern nur plattdeutsch. Nach den Osterferien im Jahre 1910 wurde Franz Fischer vom Bieberhof  ( später Architekt in Menden ) in der Volksschule Lürbke eingeschult. Auch er konnte nur plattdeutsch sprechen und verstehen – und so ereignete sich folgendes. Nur wenige Tage nach der Einschulung fehlte Franz bereits beim Unterricht. Dem Lehrer hatte die Familie mitgeteilt, dass der kleine Franz krank sei.

So ein eisernes Ackergerät könnte dem kleinen Franz Fischer über die Füße gefahren sein.

Nach einer Woche kehrte Franz zum Unterricht zurück und der Lehrer Pingel fragte: „ Franz – bat was los? Franz zum Lehrer: „Lo diu di mol met nem Kultivator över de Quanten foien!“ Dann kannst Du auch nicht in die Schule kommen. 

 



Lürbker Dorfgeschichte -die Kuh des kleinen Mannes……..die Ziege.

Hier habe ich eine wunderschöne Darstellung aus dem Leben der Menschen früher – ich sage mal, wie wir es noch bis in die 1960er Jahre gekannt haben. Es geht um die Kuh des kleinen Mannes, die Ziege. Die Menschen auf den Dörfern waren in vielen Dingen Selbstversorger, so auch mit der Milch, doch nicht jeder hatte die Möglichkeit eine Kuh zu halten. Die eigene Weide ums Haus war zu klein und auch im Stall reichte der Platz oft nicht aus.

Diese Menschen hielten sich  eine oder auch mehrere Ziegen und in den Sommermonaten schickte man die Schulkinder am Nachmittag mit den Ziegen zum Sattfressen an die Wegränder der Dorfstrasse.

Ziegen grasen am Wegesrand. Ziegenhüten am Wegesrand der Dorfstrasse.

In meiner Darstellung sehen wir einige Ziegen fressend an den Wegrändern, die Mutter melkt gerade eine Ziege und die beiden Söhne bringen die nächste Ziege zum Melkplatz.   Die Ziege war ein störrisches Tier, die Kinder mussten beim Treiben nachhelfen, so sehen wir vorne einen Jungen, der die Ziege zieht und hinten den Bruder, der schiebt.

Am Weg  hinter dem Scheltenhof sehen wir einen Jungen, der die Kuh einer Familie am Wegesrand grasen lässt.

Schuljunge fürt eine Kuh an den Wegsrand im Dorf zum Grasen.

So waren alle Familienmitglieder immer irgendwie eingespannt, dass es täglich was zu Essen auf dem Tisch gab. Heute öffnen wir den Kühlschrank – und alles ist da, oft im Überfluss. 

Weitere Fotos zu dieser Geschichte finden Sie in der Fotoserie zur Lürbker Heimatkrippe 2020.



De Biewer

 

Se is nitt bekannt wie de gräute Rhöin,

an ihären Aiwers wässet kein Wöin,

kein Schiepp op ihärem Rüggen gäiht,

kein Däum an ihärem Wiäge stäiht.

 

Un doch liett wahn se möi am Hiätten,

ieck kann se im Liäwen nitt vergiätten,

un wenn de Welt noch säu viell bütt,

de Biewer, die vergiätt ieck nitt.

 

Georg Weingarten 


Familiengeschichte - Ulrich Ostermann und das nicht erfüllte Versprechen an Oma Maria Ostermann, am Tage der Erstkommunion  in Lürbke (eine Woche nach Weißen Sonntag) am 16. April 1961.

Nach Fertigstellung der Lürbker St. Hubertuskapelle im Jahre 1952 feierten die Lürbker Kommunionkinder von 1953 bis 1963 alle zwei Jahre an dem Sonntag nach Weißen Sonntag (immer 2 Schuljahrgänge zusammen) in Lürbke das Fest der Hl. Erstkommunion. So auch im Jahre 1961 die Geburtsjahrgänge 1951 und 1952 ( mein Jahrgang) am 16. April. Die Kommunionvorbereitung machte der damalige Lehrer Wilhelm Lensing und die Hl. Messe hielt der Vikar Tanger. Von der Lürbker Schule aus machten sich die Kommunionkinder zusammen mit dem Lehrer – angeführt von Lürbker Messdienern auf den Weg zur Kapelle.

Ulrich Ostermann am 1. Kommuniontag 1961

 Vor der Kapelle wurden die Kinder von Vikar Tanger empfangen und man zog mit den angezündeten Kommunionkerzen in die Kirche ein. Nach der Kommunionmesse gingen alle Kinder mit ihren Eltern, den Paten und Familienmitgliedern nach Hause. Meine Oma, die aus Altersgründen nicht an der Kommunionmesse teilgenommen hatte, wartete bereits in der guten Stube auf mich, dort wo sich nun alle zur Familienfeier versammelt hatten. Nun erhielt ich auch zahlreiche Geschenke. Meine Kommunionkerze hatte ich zwischenzeitlich schon auf dem großen Wohnzimmertisch abgestellt.

 Nun gratulierte mir auch meine Oma, die mich auch herzlich in die Arme nahm und zu mir sagte. Mein lieber Ulrich, du hast heute diese schöne Kommunionkerze bekommen, versprichst Du mir, wenn ich einmal sterbe, dass Du diese Kerze an meinem Sarg aufstellst und anzündest. Ich habe ihr damals mein Versprechen gegeben.

Oma Maria Ostermann 1961 Oma Maria Ostermann 1961 auf der Bank vor dem Haus.

Am 22. Februar 1963 ist Oma Maria Ostermann dann im Alter von 87 Jahren in den Morgenstunden verstorben. Sie war im Sarg in ihrem Totenzimmer aufgebahrt und wurde 3 Tage später von zu Hause aus in einem Leichenzug nach Lendringsen gefahren und dort auf der Familiengrabstätte beigesetzt. 

Als damals zehnjähriger hatte ich mein Versprechen mit der Kommunionkerze vergessen und somit nicht eingehalten. Erst nach der Beisetzung erinnerte mich meine Tante Maria daran. Doch da war es zu spät. In den vergangenen über 56 Jahren habe ich mich oft an diese Geschichte erinnert. Seit über 10 Jahren baue ich nun an der Lürbker Heimatkrippe, auch mein Elternhaus habe ich in die Dorflandschaft eingefügt.

Und im Frühjahr 2019 kam mir die Idee, die zum hinteren Besuchergang hin gelegenen Wohnräume des Hofes Ostermann von innen einzurichten, so das Besucher gut durch die kleinen Fenster in die hell erleuchteten Räume Einsicht nehmen können.

Somit kann man jetzt an meinem Elternhaus in folgende Räume Einblick nehmen: Die alte Poststube, die gute Stube als Weihnachtszimmer, die alte Bauernküche und in Omas Sterbezimmer als Totenkammer mit Oma Figur im geöffneten Sarg im mit Kränzen und Grün ausgestatteten Raum.

Die brennende Kommunionkerze auf dem Waschtisch im Sterbezimmer neben dem Kondolenzbuch 1963.

Und auf dem Waschtisch neben dem Kondolenzbuch steht mein vor 56 Jahren nicht eingehaltenes Versprechen – meine brennende Kommunionkerze als Modell.

Weitere Fotos zu dieser Geschichte finden Sie in der Fotoserie der Lürbker Heimatkrippe 2020.








Schulgeschichte -Ulrich Ostermann.  Erinnerung an meinen 1. Schultag 

Eingeschult wurde ich am 9. April 1959 in die Katholische Volksschule Lürbke zusammen mit sechs weiteren I-Männchen (vier Mädchen und zwei Jungen).

Am 1. Schultag wurden alle Kinder von einem Elternteil zur Schule begleitet. Nach einer kurzen Begrüßung durch Lehrer Karl Hunger und der Verabschiedung der Eltern begann an diesem Donnerstag der Ernst des Lebens.

Ulrich Ostermann Ulrich Ostermann - Einschulung Lürbke1959

Die drei Schulstunden unter Einsatz von Griffel und Tafel sind mir, so fühlt es sich noch heute an, damals zur Ewigkeit geworden – wusste ich doch um den Inhalt der Schultüte. Darin befand sich neben Schokolade und Bonbons eine große Tüte mit Lakritz Pfeifen. Den Heimweg machte ich schnellen Schrittes und dann galt es die Schultüte zu plündern. Nach dem Aufschnüren fielen mir sogleich die beschriebenen Lakritz Pfeifen in die Hände. Damals kannte ich Lakritz Pfeifen nur von den Besuchen mit meinem Vater aus Ostermanns Büdecken an der Wilhelmstraße in Menden. Doch wenn ich heute irgendwo solche Lakritz Pfeifen sehe, kommt mir immer noch mein 1. Schultag und die große Schultüte in Erinnerung.


Lürbker Dorfgeschichte - Der Rümmeläuper/Badetümpel an der Bieber - die Badeanstalt der Lürbker früher.

Der Rümmeläuper war in früheren Zeiten in den Sommermonaten die Badeanstalt der Lürbker für Groß und Klein – aus damaliger Sicht für Generationen der Lürbke ein Wunder der Natur.

In den Familien musste man mit dem Trinkwasser aus dem eigenen Brunnen In der Regel sparsam umgehen, denn es war nicht zu jeder Jahreszeit im Überfluss vorhanden. Somit war es auch üblich, dass das im Wäschepott erwärmte Badewasser von mehreren Familienmitgliedern nacheinander mehrmals genutzt wurde.

Sehnsüchtig warteten die Lürbker alljährlich auf heiße Sommertage von Juni bis September um im Rümmeläuper der Bieber ein erfrischendes Bad zu nehmen.

Der RFümmeläuper, der frühere Badetümpel der Lürbker Viel Betrieb herrschte oft an heißen Sommertagen am Rümmeläuper.

Um für die vielen Badehungrigen großen und kleinen Dorfbewohner genügend Wasserfläche zu bekommen, wurde durch einen kleinen Damm die Bieber zum vorhandenen Badetümpel noch zusätzlich aufgestaut. Liegeflächen waren auf der angrenzenden Weide ja immer reichlich vorhanden. Erst ab Mitte der 1960er Jahre, nach dem Bau des Freibades Biebertal wurde der Rümmeläuper als Badeplatz Nr. 1 der Lürbker aufgegeben. Doch die Lürbker Kinder nutzen den Rümmeläuper als Badetümpel bis heute immer noch.

So erzählt man im Dorf noch heute davon, das Theo Osterhaus aus der Lürbker Glöcknerfamilie in seiner Jugendzeit (1960/70er Jahre) oft nach dem Fußballspielen auf Lürbker Dorfwiesen in der Sommerzeit, mit anderen Gesinnungsgenossen, im 

Theo Osterhaus zu seiner Schulzeit in Lürbke.

Rümmeläuper baden ging. Seine Eltern waren davon nicht begeistert, darum versteckte Theo seine rote Badehose im Sommer immer in einem Gebüsch am Bieberlauf in der Nähe des Rümmeläupers. So hatte er sie immer griffbereit, wenn er und seine Kumpanen Lust zum Baden hatten. Es wird berichtet, das er die Badehose irgendwann selbst nicht mehr wiedergefunden hat. So wird sie dort wohl noch heute als Relikt  vergangener Jugendzeit verweilen.

Somit ist und bleibt der Rümmeläuper an der Bieber wohl nicht nur für Theo Osterhaus, sondern für alle Dorfbewohner ein Stück Lebensabenteuer früherer Zeiten.

Die Badehose von Theo Osterhaus (in den 1960er Jahren) deponiert in einem Gebüsch an der Bieber, nahe des Rümmeläupers.









Lürbker Dorfgeschichte - Der neue Nachttopf von Marta und Fritz Linke

Im Jahre 1958 gab es im Hause des Ehepaares Fritz und Marta Linke, gegenüber der Lürbker Schule eine Feier zum 75. Geburtstag von Fritz Linke. Verwandte, Freunde und Nachbarn waren zur Feier eingeladen. So gegen 11 Uhr am Vormittag trafen die Geburtstagsgäste ein und man versammelte sich zu einem Begrüßungstrank im Wohnzimmer. Alle Gäste überreichten ihre Geschenke, so auch die Lürbker Nachbarn, die als Gemeinschaftsgeschenk einen Porzellan Nachttopf mit einer Inschrift überreichten. Diese lautete „Fritz stoh op,   Matta well euk dropp“.

Der Nachttopf Der neue Nachttopf, ein Geburtstagsgeschenk der Lürbker Nachbarn.

 Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu ende. Die Feier ging weiter – es gab Mittagessen, am Nachmittag Kaffee und Kuchen und am Abend Bockwürstchen mit Kartoffelsalat. Für die Männer stand eine Kiste Bier bereit und für die Frauen gab es Bowle aus dem neuen Nachttopf mit der Inschrift „Fritz stoh op, Matta well euk dropp.“ Na ja, der Nachttopf war noch neu und das wussten alle, ich glaube nicht, das sonst jemand die Bowle angerührt hätte. 


Lürbker Dorfgeschichte – Kriegsende 1948 in Lürbke - Einmarsch der Amerikaner

Wir sehen hier am Haus Spiekermann (heute Köhlerweg) eine Momentaufnahme der Lürbker Dorfgeschichte (s. Bild). 

Haus Spiekermann am Köhlerweg Momentaufnahme vom 14. April 1945 am Haus Spiekermann am Köhlerweg. Die Amerikaner marschieren in Lürbke ein.

Am 14. April 1945 zogen die Amerikaner von Holzen und Retringen kommend in die Lürbke ein. Die Lürbker hatten an allen Häusern weiße Bettlaken aus den Fenstern gehängt und damit gezeigt, dass man sich ohne Wiederstand ergibt. Doch die Amerikaner waren sehr misstrauisch, waren sie doch zwei Nächte vorher noch von der Oberlürbke aus (zwischen Oelenbergs- und Spiekermanns) – als sie noch in Holzen lagerten - beschossen worden – und somit durchsuchten die Amerikaner alle Häuser des Dorfes nach sich versteckten Deutschen Soldaten. Sie wurden aber nicht fündig. Danach war ihr Verhalten sehr freundschaftlich zu den Dorfbewohnern, sie schenkten den Kindern Schokolade und Kekse und den Erwachsenen Zigarren und Zigaretten. 

Patronenhülse. Mit dieser Patrone wurden zum Kriegsende 1945 noch von Lürbke aus die Amerikaner, die in Holzen lagerten, beschossen.

Die Lürbker haben damals zum Ersten Mal schwarze Menschen gesehen, die sich unter den amerikanischen Soldaten befanden. Ein Lürbker Zeitzeuge von damals (Willi Spiekermann heute 88, lies mir, nach dem ich auf dem Lürbker Schützenfest mit ihm über diese Zeit gesprochen hatte eine Patronenhülse der deutschen Wehrmacht zukommen – von dem letzten Angriff auf Lürbker Boden des 2. Weltkrieges in der Nacht von 11. zum 12. April 1945. Diese Patrone ist auf dem Bild zu sehen. 









Lürbker Heimatgeschichte - Als der Schäfer Eling vom Spitthof noch alljährlich mit seiner Herde durch das Biebertal zog

In der Zeit zwischen den Kriegen und danach bis Mitte der 1950er Jahre zog Elings Schöper alljährlich im Herbst mit seiner Herde durch das Biebertal und lies die Schafe auf den Weiden der Lürbker Bauern grasen. Das war so mit den Bauern abgesprochen.   

Der Schäfer Eling mit seiner Herde auf einer Weide im Biebertal 1940/1950er jahre.

Als Dankeschön konnten die Bauern sich im Frühling ein Lamm bei ihm holen. So war es Jahr für Jahr. Doch eines guten Jahres raffte eine Krankheit  die jungen Lämmer kurz nach der Geburt fast alle dahin. Die Bauern in unserer Gegend hatten davon gehört und sprachen untereinander darüber – und in Einklang sagen sie, dann werden wir in diesem Jahr unsere Lämmer nicht bei ihm einfordern, das gehört sich nicht.

Gesagt, getan. Im Herbst des Jahres zog Schäfer Eling, wie seit vielen Jahren wieder durch die Lürbke. Er traf meinen Großvater im Tal – und die zwei kamen ins Gespräch.

Ehe sich mein Großvater nach dem Zustand seiner Herde erkundigen konnte sagte der Schäfer:“ Ostermann, hät ink jo gar kein Lämmeken halt vörn Johr – und ik harr seau ne Masse.

So zeigte er voll seinen Schäferstolz, denn ein Schäfer klagt nicht im Gegensatz zu einem Bauern. 



Mendener Heimatgeschichte – Der Fuhrmann Rübe…………  

Es war wohl um die Jahrhundertwende um 1900. Zu dieser Zeit gab es schon ein Gesetz mit der Vorschrift, dass alle Fahrzeuge im Straßenverkehr mit dem Namen des Besitzers gekennzeichnet sein mussten. –

So sahen die Kennzeichnungsschilder an den wagen aus, wie dieses Schild von Fritz Ostermann aus Lürbke aus der zeit um 1910.

 (s. Bild mit dem Original Schild von Fritz Ostermann als Beispiel) - Und um diese Vorschrift durchzusetzen, waren die Polizisten angewiesen entsprechende Fahrzeugkontrollen durchzuführen. So machte sich der Mendener Gandarme Rotter auf den Weg um zwischen Lendringsen und Menden im Bereich des Hauses Niederstadt eine entsprechende Kontrolle durchzuführen.

Da kam der Fuhrmann Rübe des Weges, der mit einem Pferdewagen voll Kartoffeln unterwegs war. Der Gandarme hob den rechten Arm und rief mit lauter Stimme:                  „anhalten“ – und Rübe folgte dieser Anweisung. Rotter kannte natürlich im Raum Menden alle Fuhrleute mit Namen – so sprach er: „Rübe sie kennen doch das neue Fahrzeug – Kennzeichnungsgesetz, das alle Fahrzeuge mit Namen beschildert sein müssen – wo ist Ihr Name?  Rübe druxte rum und sprach, ja, ist mir bekannt, aber ich habe bisher noch keine Zeit gehabt mich zu kümmern. Rotter, ich ermahne Sie jetzt hiermit, aber beim nächsten Mal will ich das Schild am Wagen sehen! Rotter führte die Kontrolle fort und Rübe fuhr in Richtung  Menden weiter. Tage vergingen ins Land, Rübe hatte sich Gedanken über die Kennzeichnung gemacht und Rotter stand mal wieder an der bekannten Stelle bei Niederstadt an der Straße um die Fahrzeuge zu kontrollieren. Da kam auch Rübe wieder des Weges und Rotter rief mit erhobenem Arm: „ Rübe anhalten - So Rübe, nun zeigen Sie mir das Kennzeichnungsschild an ihrem Wagen.“ Gezielt zeigte Rübe mit dem Zeigefinger auf die rechte  Aussenplanke seines Pferdewagens, dort hing eine Runkelrübe an einem Band befestigt – und Rübe sage das ist meine Fahrzeug Kennzeichnung  - so lautet mein Name.

Der Fuhrmann Rübe meit seinem Pferdewagen. Man sieht die Fahrzeugkennzeichnung an der rechten Wagenseite, die Rübe.

 Ob Rotter sich verarscht gefühlt, und ein Strafgeld verhängt hat ist nicht bekannt. Aber eine Geschichte aus alter Zeit ist entstanden und hat inzwischen hundert Jahre weit überlebt.

Um sich den Aufwand der Schildererneuerung an den Transportwagen zu ersparen, hat man früher den ersten männlichen Nachkommen immer nach dem Vater benannt.                                      



Lendringser Heimatgeschichte - Die Rödinghauser Müllerstochter an der Krippe.

Von allen Höfen und Häusern, die ich in meiner Krippenlandschaft darstelle, bis auf den Scheltenhof, haben mich inzwischen Nachfahren der ehemaligen Hausbewohner hier an der Krippe besucht und mir etwas aus früherer Zeit berichtet. So auch Im Jahre 2015 die Tochter des letzten Müllers Marga Buddenberg ( deren Familie um 1910 nach Lendringsen gekommen war). 

Die Rödinghauser Mühle

Sie hat schon als Kind ihrem Vater Artur in der Mühle bei der Arbeit geholfen und musste schon als 12-13 Jährige schwere Getreide- und Mehlsäcke tragen. Das oberste Gebot ihres Vaters war die Sauberkeit in der Mühle, denn aus dem Mehl wurde auch Brot gebacken und im Brot hatte Dreck nichts zu suchen. So hatte ihr Vater an der Eingangstür zur Mühle ein Schild mit dem Text anbringen lassen: „Wenn Du des Müllers Freund willst sein, dann mache deine Schuhe rein, der Müller wird Dir dankbar sein.“ Aber trotz der schweren Arbeit hat ihr in all den Jahren die Arbeit in der Mühle Freude bereitet. Die Mühle wurde mit Wasserkraft betrieben, das Wasser kam über den Mühlengraben aus der Hönne und füllte zunächst einen Speicherteich der oberhalb der Mühle unmittelbar an der Hönntalstrasse gelegen war. Doch der Inhalt des Speichers war begrenzt. Wir alle kennen das alte Sprichwort, wer zuerst kommt, malt zuerst – es kommt aus der Zeit der Wassermühlen. Wer also morgens früh mit seinem Getreide an der Mühle war, der bekam sein Mehl, kam er jedoch erst gegen Mittag, dann  passierte es manchmal, das der Mühlenteich kein Wasser mehr hatte und die Mühle stehen blieb. Dann mussten die Bauern unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren und am nächsten Tag wieder kommen. Mitte der 1950er Jahre war ein tragisches Unglück am Mühlenteich geschehen. Ein kleiner Sohn des Gutsverwalters Eberhard Beuke vom Gut Rödinghausen, hatte am Mühlenteich gespielt und war hineingefallen und ertrunken. Müllerstochter Marga hatte den leblosen Körper im Wasser treibend entdeckt. Sie sagte: „ dieses Bild habe ich mein Leben lang vor Augen.“ Mitte der 1960er Jahre wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und auch die Tierfutterhandlung geschlossen. 1969 wurde die Mühle abgebrochen und an der Stelle ein Wohnhaus erstellt. 

Der Giebelaufzug an der Rödinghauser Mühle.

Doch die Mühle hat Marga nie vergessen, und so war es für sie selbstverständlich die alte Mühle als Modell-Nachbau hier in der Krippenlandschaft aufzusuchen. Sichtlich gerührt betrachtete sie lange den auch durch Wasserkraft angetriebenen Transportaufzug, mit dem die Getreidesäcke auf den Dachboden der Mühle hochgezogen wurden. Diesen hatte Sie in ihrer aktiven Zeit an der Mühle doch täglich bedient. Vor dem Heimweg schaute sie noch einmal von außen durch das Fenster und bedanke sich bei mir für dieses Erlebnis an der Krippenlandschaft mit einer Rückschau in ihre Jugendzeit als Rödinghauser Müllerstochter.



 Lürbker Dorfgeschichte – die Dorfglocke. ( Heute in der St. Hubertus Kapelle)

Im Jahre 1908 errichtete die Lürbker Dorfgemeinschaft auf dem Eingangsgiebel der Schule einen Glockenturm. Eine Dorfglocke wurde gekauft, die dreimal täglich von der Schulnachbarfamilie Linke geläutet wurde und zum Angelus Gebet rief. Die Glocke diente aber auch in den früheren Jahren den Arbeitern auf den Feldern und in den Wäldern zur Angabe der Tageszeit, denn eine Armband- oder Taschenuhr hatten die Arbeiter nicht, Eine Uhr gab es in der Regel nur in der Wohnstube der Häuser und auf den Bauernhöfen hatte der Altbauer eine Taschenuhr. So erzählt man sich noch heute, dass beim Läuten der Glocke um 12 Uhr Mittag, die Pferde auf den Feldern auf der Stelle stehenblieben. Sie erkannten am Glockenklang den Beginn der Mittagspause. Es wurde ausgespannt und es ging zurück in den Stall, wo es Wasser, Heu und Hafer gab. Die Glocke hing von 1908 bis 1923 in dem Glockenturm der Dorfschule, dann wurde das Dach im Bereich des Turmes undicht und der Lehrer wollte die Glocke samt Turm nicht mehr auf dem Dach haben.

Theo Ostermann war viele Jahre der Dorfglöckner. Er läutete die Glocke an Ostermanns Stallgiebel bis 1952.


Daraufhin wanderte die Glocke in den Stallgiebel auf dem Hof Ostermann und wurde dort von Familienangehörigen (Theo Ostermann) geläutet. Im Jahre 1952 bauten die Lürbker  Schützen die St. Hubertus Kapelle  – und die Dorfglocke fand ihren endgültigen Platz im Kirchturm. Wie diese Glocke bereits vor über 100 Jahren geklungen hat und auch heute noch klingt, wollen wir uns einmal anhören. 


Nach dieser alten Tsachenuhr wurde die Dorfglocke immer geläutet.












Familiengeschichte aus Ulrich Ostermanns Jugendzeit.

Mein  unvergessenes Weihnachtsfest 1963

Ich war 11 Jahre, und das Weihnachtsfest begann für mich wie immer. Am Nachmittag des Heiligabend fuhr mein Vater mit mir zum Förster auf die Wolfskuhle, um die Tannenbäume für das Fest zu holen (einen Großen Baum für die Familie und einen kleinen Baum für mich). Die Bäume bekam er, vom Förster, wie in jedem Jahr der damaligen Zeit kostenfrei, da der Förster im Herbst immer das über das Jahr hin, im Stall gesammelte Strohband, zum Einbinden der Weihnachtsbäume bekam. 

Der Christbaumständer mit dem Nikolaus. Hergestellt auf dem Eisenwerk Rödinghausen in den 1920er Jahren. Heute noch ein Schmuckstück.

Am Nachmittag stellte er den Baum in dem wunderschönen Nikolaus- Baumständer auf einem kleinen Tisch im Wohnzimmer auf. Im Anschluss wurde der Baum von meiner Mutter mit dem schon über Jahrzehnte vorhandenen Glasschmuck aus dem Glasbläserdorf Lauscha (Thüringen), viel Lametta und Engelhaar sowie zahlreichen Kerzen und einer wunderschönen Glasspitze geschmückt. Mein Bruder Theo stellte derweilen unsere Familienkrippe, deren Figuren  schon lt. mündl. Überlieferung um 1905 vorhanden waren, auf einem Tisch neben dem Baum auf, und dekorierte eine Krippenlandschaft bis unter den Baum rings um den Baumständer.  Doch auch damals wurden schon jährlich einzelne Figuren aufgrund der immer größer werdenden Landschaft hinzugekauft. Mal ein Hirte bei Semer in Menden oder ein oder zwei Schafe bei Krollmann in Lendringsen. Jetzt wurde es auch für mich Zeit meinen eigenen kleinen Baum auf einem Hocker vor dem Wohnzimmerschrank aufzustellen und zu schmücken.

So ungefähr hat es ausgesehen. Mein erster Tannenbaum mit Krippe in der Wohnstube meines Elternhauses auf dem Hof Ostermann in Lürbke zum Weihnachtsfest 1963. Der Grundstein für mein Leben als Krippenfreund.

Den Baumschmuck, der aus sehr kleinen Glaskugeln bestehend, hatte mir bereits zwei Jahre zuvor mein Onkel Theo (Bruder meines Vaters) geschenkt, er lebte als Hofgehilfe auch mit auf unserem Bauernhof. Und dann hatte ich auch noch eine kleine Sperrholzkrippe, die mir mein Bruder Theo in Laubsägearbeit mit den entsprechenden Figuren erstellt hatte. Das Dach war mit Stroh gedeckt, welches mit selbst gemachtem Mehlpapp (Kleber) befestigt war. Nachdem das Wohnzimmer festlich geschmückt war, kam die Zeit des Wartens auf das Christkind. Wie ich es nicht anders kannte, war die Bescherung seit 1958 (Anschaffung eines Fernsehapparates in unserer Familie) für nach der Tagesschau für ca. 20.30 Uhr angesagt. Zuvor mussten alle Kinder für ca. 10 Minuten in die Küche, um dort zu warten. Schließlich kam unsere Mutter und rief uns fünf Kinder (Friedrich, Hubert, Klaus Theo und mich) ins Wohnzimmer, mit den Worten „das Christkind war da.“ Schnell eilten alle, ich als jüngster voran, in das von Kerzenschein erstrahlte Wohnzimmer an den Gabentisch, wo die Geschenke und der gefüllte Weihnachtsteller an den jedes Jahr gleichen Plätzen der Familienmitglieder standen. Von weitem sah ich schon neben meinem Teller einen großen in rotem Weihnachtspapier verpackten Karton. Das konnte nur mein Wunschgeschenk sein, war ich mir sicher, und begann sogleich mit dem Auspacken. Schnell erkannte ich es an dem Kartonaufdruck. Es war der Grundbausatz einer H0 Spur Modelleisenbahn von Fleischmann mit Schienen für einen ca. 1Meter Kreis, einem Tansformator, einer Dampflokomotive, einem Kohlenwagen, einem geschlossenen Güterwagen, einem offenen Güterwagen und einem Shell Tankwagen. Mein Herzenswunsch war in Erfüllung gegangen.

So hat sie ausgesehen, meine Fleischmann Lokomotive HO, das Weihnachtsgeschenk von 1963. Es gibt sie heute noch. ich war sehr stolz auf dieses Geschenk von vor 57 Jahren.

Nun wurde auf dem Fußboden der Schienenkreis aufgebaut, der Trafo angeschlossen und die Lokomotive mit den Anhängern aufgesetzt und schon fuhr der Zug seine Kreise. Die restlichen Geschenke wie ein Wollpullover,  warme Socken und Unterwäsche waren zur Nebensache geworden allenfalls gab es hin und wieder einen Griff nach Süßigkeiten vom Weihnachtsteller. Die Zeit mit meinem neuen Spielzeug verging wie im Fluge, war es doch schon nach 23.00 Uhr und somit höchste Zeit sich für den Gang zur Christmette um 24.00 Uhr in der Hubertuskapelle fertig zu machen. Den Weg zur Kapelle gingen wir zu Fuß in dieser sehr kalten Winternacht. Auf der Anhöhe zwischen der Lürbker Dorfschule und der Kapelle blies uns ein eiskalter Polarwind entgegen, das einem fast der Atem stockte. Bald hatten wir die Kapelle erreicht. Der Innenraum der Kapelle war dunkel, nur die Krippe am Josef Altar und der Weihnachtsbaum neben dem Altar waren beleuchtet. Unter Orgelklang zog Pfarrer Kemper mit den Lürbker Messdienern in die Kirche ein und die Besucher stimmten mit O du fröhliche, o du selige eines der schönsten und ergreifendsten Weihnachtslieder an. Die Kapelle war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Elektroheizung unter den Bänken vermochte es kaum, das man von Wärme sprechen konnte. Nach dem Heimweg fiel ich nur noch müde ins Bett.  Am 1. Weihnachtstag stand für mich nach dem Frühstück erneut die Modelleisenbahn im Blickfeld.

Ulrich Ostermann vor dem Weihnachtsbaum der Familie - Anfang der 1960er Jahre. Es war eine wunderschöne zeit.

Zum Festtagsessen gab es wie immer eine knusprig gebratene Ente mit Kartoffeln und Rotkohl, als Vorspeise eine Rindfleischsuppe mit Blumenkohl, Möhren und Eierstich sowie zum Nachtisch Schokoladen Pudding.

Am Nachmittag gab es einen ausgiebigen Spaziergang durch den Luerwald, mit einigen meiner Brüder und Freunden aus der Nachbarschaft.

Nach dem Kaffeetrinken am Nachmittag ging man dann zu einem gemütlichen Beisammensein über. Mein Bruder Hubert, damals 22 Jahre, hatte traditionell eine Erdbeerbowle am Vortag angesetzt, mit Wein, Sekt, ½ Flasche Korn und 2 Konservendosen mit Erdbeeren. Meine Brüder und deren Freunde aus der Nachbarschaft machten sich über dieses süffige Getränk her. Ich durfte auch mal probieren und angelte mir mit dem großen Löffel neben etwas Bowle mehrere Früchte aus dem Topf. Da sie mir so zuckersüß schmeckten, angelte ich im Topf munter nach weiteren mit Bowle vollgesogenen Erdbeeren und lies sie mir schmecken. 

Heute noch meine Lieblingsbowle. Die Erdbeerbowle, die mich Weihnachten 1963 ins taumeln brachte.

Doch was da, auf einmal begann sich vor meinen Augen alles zu drehen und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Die süßen Früchte der Bowle hatten es wohl mächtig in sich, ich war durch die vom Alkohol vollgesogenen Früchte betrunken geworden. Meine Mutter, die das mitbekommen hatte, gebot meinen Brüdern, sofort darauf zu achten, dass ich keine Früchte mehr aus dem süßen Topf bekam. Nach einem mehrstündigen Schlaf auf dem Sofa ging es mir dann wieder besser. Doch zur vorgerückten Stunde am Abend sollte noch ein weiteres Abenteuer bezüglich Lebenserfahrung folgen. Mein Bruder Hubert, der schon von seiner Ausbildungszeit Mitte der 1950er Jahre  Raucher war, lud mich zu einer Mutprobe ein. Zigaretten- und Pfeifenqualm kannte ich nur vom Einatmen im von Vater, dem Onkel Jupp (Briefträger) und meinem Bruder Hubert verqualmten Wohnzimmer. Doch mein Bruder sprach mir Mut zu und meinte wohl, was wir können, kannst Du auch .

In so einer Nikolauspfeife rauchte ich Weihnachten 1963 zum ersten mal Strangtabak. Das Rauchen ist mir nicht gut bekommen.

Er stopfte mir eine Nikolauspfeife mit Vaters,  auf einem Tabakschneider geschnittenen Strangtabak (Weissband von Brill), steckte mir die Pfeife in den Mund, zündete sie mit einem Streichholz an und sagte: „Jetzt musst Du ziehen – noch mal – noch mal.“

Beim dritten Mal packte mich bereits der Husten, ich merkte wie sich mein Gesicht verzog und Übelkeit bei mir eintrat. So schnell ich konnte rannte ich in den Stall und musste mich an der Mistrinne hinter den Kühen übergeben. Das Erlebnis Pfeife rauchen hatte sich damit, für mich, auf alle Zeiten erledigt. Die Nacht über war mir bis zum anderen Morgen schlecht. Und am 2. Weihnachtstag gehörte meine Aufmerksamkeit dann nur noch der Modelleisenbahn und meinem Weihnachtsteller mit den vielen Süßigkeiten und Spekulatius.

Noch oft denke ich an dieses Weihnachtsfest zurück, ich werde es wohl nie vergessen.

Ulrich Ostermann 



Das Neujahrssingen früher in Lürbke (bis Mitte der 1970er Jahre)

In den früheren Jahren, man kann sagen bis Mitte der 1970er Jahre, war es üblich, dass der Jahreswechsel, im Dorfgasthof oder im Wechsel in einzelnen Familien oft aber auch die Dorfjugend unter sich, gefeiert wurde. Die jungen Burschen des Dorfes sahen im Jahreswechsel schon einen besonderen Grund zum Feiern und bezogen oft die ganze Nacht, bis in die Morgenstunden, mit in die Feier ein.
So gingen sie in der Nacht von Sylvester zum Neujahr als Gesangsgruppe von Haus zu Haus und wünschten mit Ihrem Neujahrslied den jeweiligen Hausbesitzern ein gutes Neues Jahr. Egal ob´s stürmte, regnete oder schneite, oder ob es bitterkalt war- sie zogen zu zahlreichen Häusern, um dort ein Ständchen zu bringen, das oft zum Abschluss mit einer Mettwurst oder einem Schnaps belohnt wurde. Erhielten die Sänger kein „Neujährken“ (Mettwurst/Schnaps) wünschten sie dem Hausherren Ratten und Mäuse in dem Haus und sangen darüber die 5. Strophe.

Neujahrssingen in Lürbke früher. Hier am Haus Spiekermann am Köhlerweg in Lürbke trugen die Lürbker Dorfburschen oft in der Neujahrsnacht das hier aufgeführte neujahrslied vor.

Nicht selten passierte es, das die Gruppe der Neujahrssänger zum Abschluss des Umzuges von Haus zu Haus in nächtlicher Stunden zu privaten Feiern in Häuser eingeladen wurde. Da sollen sich einige Sänger sogar manchmal mit Feuerzangenbowle und Schnaps so abgefüllt haben, dass der Heimweg zur Ewigkeit wurde. Bis in die 1970er Jahre hielten die Lürbker Burschen des Dorfes diese Tradition als Brauch zum Jahreswechsel aufrecht.
                        
Neujahrslied
1. Guten Morgen, guten Morgen in diesem Haus!
Wir wünschen euch, euch wünschen wir
ein glückseliges Neues Jahr,
ein glückseliges Neues Jahr!
    
2. Herr und Frau, Herr und Frau in diesem Haus!
wir wünschen euch, euch wünschen wir
ein glückseliges Neues Jahr,
ein glückseliges Neues Jahr!

3. Söhn und Töchter, Söhn und Töchter in diesem Haus!
wir wünschen euch, euch wünschen wir
ein glückseliges Neues Jahr,
ein glückseliges Neues Jahr!

4. Knechte und Mägde, Knechte und Mägde und in diesem Haus!
wir wünschen euch, euch wünschen wir
ein glückseliges Neues Jahr,                                                                                                        ein glückseliges Neues Jahr!

Wenn es nach dieser Strophe kein „Neujährken“ (Mettwurst/Schnaps) gab – wurde Strophe 5 gesungen.

5. Ratten und Mäuse, Ratten und Mäuse in dieses Haus!
wir wünschen euch, euch wünschen wir
Ratten und Mäuse in dieses Haus,
Ratten und Mäuse in dieses Haus!


Geschichte in Verbindung mit einer erfolgreichen Figurensuche, für eine besondere Darstellung im Jahre 2022.

Weihnachtsgeschichte
Wie 2022 Priester und Messdiener Figuren, für den Trauerzug, pünktlich zum Heiligabend an der Lürbker Heimatkrippe eintrafen.
Gran Canaria / Lürbke. Pünktlich zur Öffnung des Krippenfensters am 1. Dezember 2022, hatte sich eine Totenkutsche mit Pferd, Kutscher und Sarg zu den zahlreichen Darstellungen der Krippenlandschaft, hinzugesellt.
Doch mein Ziel, einen kompletten Trauerzug darzustellen, hatte ich noch nicht erreicht, es fehlten noch die Figuren von trauernden Menschen und eines Priesters, wie auch eines Messdieners.
Zunächst begann ich meine Suche im Internet, leider erfolglos. Auch meine Versuche über unsere Landesgrenzen hinaus brachten mich nicht weiter. Schnell war mir klar, dass ich andere Wege zum Erfolg einschlagen muss. Bei der Darstellung der Trauernden kam mir die Idee, Figuren durch Umgestaltung, bzw. durch Trauerbemalung umzufunktionieren. Aber auch hier musste ich die passenden Figuren erst einmal finden und erwerben. Tagelange Suche im Internet brachte erste Erfolge, so dass sich rund ein Dutzend Figuren zu mir auf dem Postweg befanden. Sehnsüchtig erwartete ich täglich den Postboten, mit Figurenpäckchen. Die notwendigen Farben und Pinsel hatte ich zwischenzeitlich schon besorgt, so dass ich mich jeweils nach dem Eintreffen an die farbliche Umgestaltung zu Trauerfiguren machte.
Aber eine wichtige Darstellung für den Trauerzug fehlte mir immer noch, ein Priester und ein Messdiener, welche den Trauerzug anführen sollten. Von Krippenfreunden hatte ich schon mal einen Hinweis bekommen, dass solche Darstellungen in Spanien auch in Krippenfigurengrößen hergestellt würden.
Da kam mir die Idee, meine Freunde Heribert S und Frau Doris anzusprechen, die seit inzwischen zehn Jahren auf der spanischen Insel Gran Canaria überwintern. Über WhatsApp schilderte ich ihnen mein Problem und sendete ein Foto bezüglich meiner Figuren- Vorstellungen.
In einem folgenden Telefonat stimmten wir die Suchkriterien und die Höchstpreisgrenze ab – und eine vermutlich einzigartige Suchaktion nach den beiden 12-15 cm Figuren, Priester und Messdiener, begann in allen bekannten Krippenläden auf der 1.560 km² großen Atlantikinsel.
Tag für Tag fuhren die zwei mit ihrem Opel, bis in die entferntesten Winkel der Insel, doch leider blieben sie erfolglos bei der Figurensuche. Da lag die Erkenntnis nahe, hier müssen wir einen einheimischen bei der Suche mit ins Boot nehmen. So sprachen Heribert und Doris ihren Wohnungsvermieter „Alfonso Loris“ an, sie bei der Erfüllung meines Figurenwunsches zu unterstützen, nachdem sie ihm Fotos meiner Lürbker Heimatkrippe gezeigt hatten.
Ohne groß nachzudenken, sagte er unverzüglich seine Unterstützung zu und setzte viele Hebel bei der Suche in Bewegung. Er führte Telefonate mit Figurenherstellern auf dem spanischen Festland und mehreren Krippenläden auf Gran Canaria, wo er dann schließlich auch eine Priester- und Messdienerfigur in der von mir benötigten Größe zum angemessenen Preis fand.
Als ich von der frohen Kunde erfuhr, wollte ich es kaum glauben. Ich konnte mich über Heribert bei dem Unterstützer „Alfonso“ telefonisch bedanken. Die Figuren befanden sich jetzt bei Heribert und Doris in playa del ingles.
Doch nun ging es darum, wie kommen die Figuren pünktlich vor dem Weihnachtsfest an die Lürbker Heimatkrippe. Über den Postweg hätte eine pünktliche Zustellung nicht mehr funktioniert, da der normale Postweg von Gran Canaria nach Deutschland über zwei Wochen dauert.
Im Lauf der vergangenen zehn Jahre haben sich Heribert und Doris auf der Insel inzwischen einen großen Bekanntenkreis aufgebaut, natürlich zahlreiche deutsche darunter. So wusste man, dass bei einem Bekannten die Tochter aus Hamburg zu Besuch war, die Anfang der Weihnachtswoche zurück nach Deutschland flog. Heribert und Doris nahmen Kontakt auf und die Tochter stimmte zu, das Päckchen mit den Figuren im Gepäck mitzunehmen. Am Dienstag, den 20. Dezember brachte sie kurz nach der Landung in Hamburg, das Päckchen dort am Postamt auf den Weg zur Lürbke.
Sehnsüchtig hielt ich jetzt täglich nach dem Postboten Ausschau.

Trauerzug mit Prtiester und Messdiener Trauerzug mit Priester und Messdiener


Am Heiligabend um die Mittagszeit traf das Figurenpäckchen pünktlich zum Weihnachtsfest bei mir ein. Freudestrahlend öffnete ich das Päckchen und vervollständigte sofort die Trauerzugdarstellung in der Landschaft der Lürbker-Heimatkrippe.

So brachte eine Freundschaft und die Unterstützung durch mehrere liebenswerte Menschen einen Weihnachtswunsch, über nahezu 4.000 km Flug,        zur Erfüllung.
Es klingt wie ein Wunder zur Heiligen Nacht.







Gran-Canaria und Lürbke, Weihnachten 2022

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An den Geschichten werde ich noch weiter arbeiten, es werden welche ausgetauscht, aber auch noch neue dazu kommen. Immer mal reinschauen.

Wenn es Ihnen gefallen hat, geben Sie die Internetadresse an Freunde und Bekannte weiter.

Und wenn die Krippe wieder geöffnet ist, sind Sie herzlich zu einem Besuch an der "Lürbker Heimatkrippe" eingeladen.


Ihr Lürbker Krippenbauer

Ulrich Ostermann

Lürbke